Die Deutsche Nationalmannschaft steht im Achtelfinale! Ein Satz, so gewöhnlich und doch so spektakulär zugleich. Dass es für eine DFB-Delegation keine Selbstverständlichkeit mehr ist, die Gruppenphase bei einer Endrunde zu überstehen, haben die Herren im Sommer letzten Jahres eindrucksvoll bewiesen. Die deutschen Auswahl-Kickerinnen polieren den ramponierten Glanz des DFB nun wieder auf. Dabei agieren sie nicht nur cleverer als die männlichen WM-Versager, sondern leisten statistisch sogar zuweilen mehr – für einen Bruchteil von deren Entlohnung.
Als Gruppenerster ohne Punktverlust zogen die Frauen ins Achtelfinale der Weltmeisterschaft in Frankreich ein. Pauschal-Urteile, wie zum Beispiel “Die haben es leichter, weil…” liegen uns bei read the game jedoch fern. Daher werfen wir wie immer einen Blick auf die Daten. Was sind datengetriebene Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem Fußball bei der Männer-WM 2018 in Russland und der Frauen-Weltmeisterschaft 2019 in Frankreich?
1. Bei den Frauen erleben Fans mehr Fußball und Tore!
Ex-Profi und Kolumnist Hans Sarpei hat es in einem Beitrag der GQ sehr trocken formuliert: Statt mit der Familie beim HSV für viel Geld mittelmäßiges Zweitligagekicke zu schauen, sollte man lieber für weniger Geld mehr und besseren Fußball bei den Frauen erleben. Bezieht man die These auf den Fußball der laufenden Weltmeisterschaft 2019 in Frankreich im Vergleich zur WM 2018, ist da datentechnisch durchaus allerhand dran.
Hans Sarpei empfiehlt: ?Foto: Fums
Gepostet von Fußball Aktuell – International am Mittwoch, 12. Juni 2019
Stand jetzt sind im Turnier 106 Tore gefallen. Knapp 3/4 davon erzielten die 24 Teams bei der Weltmeisterschaft aus dem Spiel heraus. Der Tordurchschnitt pro Partie liegt aktuell bei 2,9. Wessen Fußballherz also höher schlägt, wenn erstens mehr Tore und zudem viele Treffer aus dem laufenden Spiel heraus fallen, verfolge die WM 2019 nun intensiver als je zuvor. Insbesondere die Partien der USA. Die Amerikanerinnen schossen bereits 18 Tore.
Bei der Weltmeisterschaft 2018 in Russland sah die Tor-Verteilung deutlich anders aus. Im gesamten Turnier schossen die 32 teilnehmenden Nationen 169 Tore – 107 aus dem laufenden Spiel, 62 per Standard (zwölf davon per Elfmeter). In der Vorrunde war das Verhältnis sogar noch ausgeglichener: Von 122 Toren in der Gruppenphase fielen 54 Stück per Standard (44,3%).
Je größer der Anteil von Standards in einer Partie ist, desto statischer wirkt das Spielgeschehen – für die Spieler selbst als auch für die Fans. Wer auf derart viele Unterbrechungen der Live-Action steht, hat früher bei Schlag den Raab auch nur wegen der Werbeunterbrechungen eingeschaltet. Wer jedoch die Essenz des Fußballs an sich liebt – Konstanter Spielfluss, Abschlüsse und Tore – schaut zukünftig lieber öfter Spiele der DFB-Ladies. Empfiehlt nicht nur Hans Sarpei, sondern auch die Datenanalyse.
2. Bei den Frauen wird Fußball gespielt – hart, aber fair.
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.Dass die Frauen aber auch ganz anders können, bewies die Partie Italien gegen Australien. Beim 2:1 Sieg der Italienerinnen am ersten Spieltag registrierte der Datendienstleister Opta 39 Fouls. Das waren elf Stück mehr als bei jeder anderen Partie bisher.
3. Die Frauen sind die besseren Torjäger!
Das Runde muss ins Eckige! Dieser Fußballbibel-Psalm gilt bei den Männern und Frauen gleichermaßen. Zum jetzigen Zeitpunkt des Turniers sind die Frauen effektiver unterwegs. Benötigten die Männer bei der WM 2018 im Schnitt 9,8 Schüsse, um ein Tor zu erzielen, sind die Fußballerinnen der 24 teilnehmenden Länder zum jetzigen Zeitpunkt um einen Schuss kaltschnäuziger unterwegs – bereits alle 8,8 Schüsse klingelt es im Durchschnitt.
4. Die Männer können den Frauen nicht weglaufen!
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5. Beim Fußball existiert der größte Gender Pay Gap der Welt!
Und jetzt zum Geld: Bei der Weltmeisterschaft der Herren wurden insgesamt 400 Millionen Dollar an die 32 teilnehmenden Teams ausgezahlt. Bei den Damen sind es 30 Millionen. Der Weltmeister Frankreich bekam 38 Millionen Dollar. Der Frauen-Fußballweltmeister bekommt 4. Macht pro Spiel 5,43 Millionen Dollar bei den Männern und 571.429 Dollar bei den Frauen.
Fazit
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